Wenn‘s auch einmal etwas skurriler sein darf….

©Blumenbar - Imprint des Berliner Aufbau-Verlags

©Blumenbar – Imprint des Berliner Aufbau-Verlags

Ein junger Zukunftsforscher, Ariel Panik, auf dem Weg von Boston nach Amsterdam. Dort wartet nicht nur ein Kongress über künstliche Intelligenz auf ihn, sondern auch seine Studentin und Geliebte Zeva. Beide freuen sich auf ein Wochenende voller Liebe, Abenteuer und Erwartungen. Doch dann geht etwas schief und während Zeva ungeduldig auf Ariel in Amsterdam wartet, landet dieser unverhofft in einer stürmisch, nebligen Nacht im Küstenhotel „The Cliffs“ – einem Ort, einsam und abgeschnitten von der Außenwelt. Schnell merkt Ariel, mit dem Hotel und seinen skurrilen Gästen stimmt etwas ganz und gar nicht.

„Du musst nicht verrückt sein, um hier zu arbeiten, aber es hilft.“ (S. 25)

Eine abenteuerliche Schauergeschichte. Zunächst verwirrend, dann erhellend, aber auf jeden Fall unterhaltsam zu lesen. Eine Geschichte, nicht unspannend, bei der am Ende keine Fragen mehr offen bleiben. Wäre das Buch ein Wein, so könnte man es am besten wohl so beschreiben: Interessante Nase, zunächst etwas verwirrend am Gaumen, überraschender Höhepunkt und kurz aber rund im Abgang. Weiterlesen

Kreuzfahrt von Mireille Zindel

"Kreuzfahrt" von Mireille Zindel

„Kreuzfahrt“ von Mireille Zindel

Mireille Zindels neuestes Buch ist eine Geschichte über das Leben, die Liebe und das Spiel mit den Möglichkeiten, die diese beiden Themen bieten.

Ein Buch, das auf eindrucksvolle Art und Weise aufzeigt, dass man auch in der Zweisamkeit durchaus einsam sein kann, der Preis einer neuen Liebe hoch ist und dauerhafte Liebe nicht nur Vergnügen, sondern auch harte immerwährende Arbeit bedeutet. Weiterlesen

Ein faszinierendes Schauermärchen

©Diogenes Verlag

©Diogenes Verlag

Das Märchen von „Blaubart“ hat seit jeher die Fantasie der Menschen beflügelt. Die Geschichte vom reichen, aber unansehnlichen Edelmann mit dem blauen Bart, der auf der Suche nach einer neuen Frau ist, da seine bisherigen Ehefrauen alle auf rätselhafte Weise schnell nacheinander verstorben und verschwunden sind hat schon immer die Gemüter erregt und fasziniert. Es ist wohl die drohende Gefahr, dieser unterschwellige Grusel, die leichte Gänsehaut, die diesem Märchen aus dem 17.Jahrhundert eine solche Sogwirkung verleihen.

So wundert es auch nicht, dass sich schon zahlreiche Künstler von dem Motiv des Blaubarts haben inspirieren lassen, zuletzt die belgisch stämmige Autorin Amélie Nothomb, die in ihrer französischen Wahlheimat bereits Kultstatus besitzt. Ihre Blaubartadaption unterscheidet sich jedoch in so manchem Punkt von der klassischen Vorlage. Weiterlesen

Hier wird scharf geschossen, mit Worten, nicht mit Waffen!

©Hanser Literaturverlag

©Hanser Literaturverlag

„Kommt ein Pferd in die Bar“ aus der Feder des israelischen Schriftstellers David Grossmann versteht auf seine ganz eigene Weise zu faszinieren. David Grossmann ist eine der wichtigsten literarischen Stimmen Israels. Seine Romane drehen sich immer um die tief verwundete jüdische Seele, das Leben in Israel, das Schicksal eines ganzen Volkes. In seinem jüngst erschienenen Roman geht es um eine ganz bestimmte Seele, die des Stand-up-Comedian Dovele Grinstein.

Wir schreiben den 20. August, es ist der Tag von Doveles 57. Geburtstag. 240 Schekel haben die Zuschauer für eine Karte bezahlt, dafür erwarten sie etwas, wollen zum Lachen gebracht werden.

„Einen wun-der-ba-ren Guten Abend, Gu-uten A-abend Caesaree-aa, hier in diesem herrr-lichen Musentempel.“   (S. 7)

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Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke

Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke - Joachim Meyerhoff

Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke – Joachim Meyerhoff

Mit einem Werther-Zitat als Titel ist nun auch der von mir lang ersehnte Teil 3 von Joachim Meyerhoffs Lebenserinnerungen erschienen. „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke, die ich hier in meinem Busen fühle.“ Es ist eine Liebeserklärung an seine Großeltern. Ein in jeder Hinsicht ungewöhnliches Paar. Sie eine berühmte, erfolgreiche ehemalige Schauspielerin, durch und durch Diva und er emeritierter Professor der Philosophie. Sie bewohnen eine stattliche Villa im Münchner Stadtteil Nymphenburg und ihr Tagesablauf ist geprägt von festen Ritualen, die man nun nicht gerade als ganz gewöhnlich bezeichnen dürfte. Dazu gehören auch die fünf Etappen der Flüssigkeitsaufnahme: Weiterlesen

Bericht aus der Anstalt – Joachim Meyerhoff Teil 2

Wann wir es endlich wieder so, wie es nie war - Joachim Meyerhoff

Wann wir es endlich wieder so, wie es nie war – Joachim Meyerhoff

Joachim Meyerhoffs Reise geht weiter. Führte uns der erste Teil nach Amerika, geht Meyerhoffs Blick dieses Mal weiter zurück, in die Welt seiner Kindheit. Der Vater Psychiatriedirektor, das Elternhaus mitten auf dem Anstaltsgelände liegend, wuchs Meyerhoff umgeben von geistig Behinderten auf. Eine Kindheit, die man alles andere als „normal“ bezeichnen kann. Doch was ist schon „normal“ in dieser Welt und so erscheint einem so manches Mal während der Lektüre dieses Buches die scheinbar „normale“ äußere Welt viel verrückter, als die Welt innerhalb der Anstaltsmauern. Weiterlesen

Alle Toten fliegen hoch

Alle Toten fliegen hoch von Joachim Meyerhoff

Alle Toten fliegen hoch von Joachim Meyerhoff

Wer träumt in jungen Jahren nicht von der großen weiten Welt und tut dies vielleicht noch immer. Diese Sehnsucht einmal aus dem gewohnten Alltag auszubrechen, Eltern, Freunde, alles hinter sich zulassen, sich selbst neue zu entdecken, vielleicht auch zu finden und erfinden, einfach laut rufen: „Hallo Welt hier bin ich!“

Joachim Meyerhoff hat dies getan. Mitte der Achtzigerjahre macht er sich auf nach Hamburg um einen der raren Plätze in einem amerikanischen Austauschprogramm zu bekommen. Weiterlesen

Ein neuer, starker Ast im Werk des Catalin Dorian Florescu

Florescu

Mit „Der Mann, der das Glück bringt“ habe ich einen wirklich unglaublichen Erzähler neu für mich entdeckt. Catalin Dorian Florescu erzählt wie kein anderer in deutscher Sprache mit osteuropäischer Stimme.

Rumänischer Aberglauben, Legenden und Märchen fließen ebenso in seine Arbeiten mit ein, wie persönliche Erfahrungen, Orte die er kennt und ihm von anderen zugetragene Geschichten. Ein einfach großartiger Fabulierer. Weiterlesen

Was für ein Buch – Benedict Wells neuer Roman

Einfach mal die Perspektive wechseln

Einfach mal die Perspektive wechseln

Dieser Roman ist unglaublich gut, beeindruckend intensiv und beginnt auch noch mit einem meiner Lieblingszitate:

 

„Rück mit dem Stuhl heran

Bis an den Rand des Abgrunds

Dann erzähl ich dir meine Geschichte“

F. Scott Fitzgerald

 

Wer hat nicht schon einmal über den Tod in seiner ganzen Endgültigkeit nachgedacht. Irgendwann kommt jeder im Leben an den Punkt, an dem er sich diesem Thema stellen muss. Spätestens beim Verlust eines geliebten Menschen. Bei Jules und seinen Geschwistern Marty und Liz kommt dieser Moment allerdings etwas sehr früh. Sie sind gerade einmal 10, 13 und 14 Jahre alt, als ihre Eltern tödlich verunglücken. Sie kommen gemeinsam in ein Internat, werden herausgerissen aus ihrem bisherigen, behüteten Leben.

Doch was macht ein solcher Schicksalsschlag mit einem Menschen, noch dazu wenn man so jung ist? Weiterlesen

Susann Rehleins Dorle versteht den Leser zu verzaubern

"Die erstaunliche Wirkung von Glück" von Susann Rehlein - ©Dumont-Buchverlag

„Die erstaunliche Wirkung von Glück“ von Susann Rehlein – ©Dumont-Buchverlag

„Für Dorle geht immer die Sonne unter.“

Mit diesem Satz beginnt Susann Rehleins erstaunliches kleines Büchlein, mit dem sie ihren Lesern ihr ganz persönliches Glücksrezept an die Hand gibt: „Atmen, Schreien, Sport, Tanzen, kurz: das Energielevel anheben, alle Gefühle (auch die vermeintlich miesen) wahrnehmen und ausdrücken. Nicht so viel wollen, stattdessen genießen, was ist (falls man das denn hinkriegt). Dazu noch Inspiration fürs Hirn, ein herzliches Gegenüber, und alles ist fein.“ (so die Autorin jüngst in einem Interview mit Susanne Kasper von www.literaturschock.de)

Nun, die Inspiration fürs Hirn hat sie uns ja mit diesem Roman schon einmal in die Hand gelegt, die anderen Zutaten müssen wir uns wohl oder übel alle selbst erarbeiten, so wie Dorle, die Hauptfigur von Susann Rehlein. Ein jeder muss sich selbst freikämpfen aus festgefahrenen Verhaltensmustern und selbstauferlegten Zwängen. Und von letzteren hat Dorle wahrlich genug: Berührungsängste, Helfersyndrom, Putzzwang, ein permanent schlechtes Gewisse gegenüber allem und jedem, um hier nur einige zu nennen. Weiterlesen